Beschreibung der Zuchtstände

und die bedeutendsten Zuchtstätten der Englischen Kröpfer und Englischen Zwergkröpfer

 

Die Englischen Kröpfer nehmen eine Sonderstellung in der Kröpferfamilie ein. Sie werden sehr oft für Verbesserungen in anderen Rassen verwendet, aber speziell bei den „Großen“ hat man kaum Möglichkeiten zur „Blutauffrischung“ durch andere Rassen. Eine Verbesserung ist aber nur durch den „Heterosiseffekt“ ( Sprache in der Genetik, vereinfacht ausgedrückt: Man kann durch Kreuzung die positiven, dominanten Eigenschaften verstärken. Besonders Größe, Vitalität und Frohwüchsigkeit können verbessert werden. Dieser Effekt tritt umso deutlicher auf, je unterschiedlicher (Blutsfremder) die Ausgangstiere sind). Betreibt man Linienzucht, so ist der Weg stetig, aber auch langsam. Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht, denn durch den Heterosiseffekt werden auch die Körper stabiler und somit breiter als in der Linienzucht. Eine fatale Situation, die jeder Züchter selbst entscheiden muss! Will man den Heterosiseffekt nutzen, so braucht man fremde Ausgangstiere. Dazu stehen den Züchtern der Engländer eigentlich nur Tiere anderer Farbenschläge zur Verfügung. Diese wirklich nur sehr kurze und einfache Erläuterung soll verdeutlichen, dass aus diesen vorgenannten Gründen die Farben bei den Englischen Kröpfern nie so rein sein werden.

Grundsätzliches zu Farbe und Zeichnung

Bei den Tauben gibt es die schwarze (blaue), rote (rotfahl evtl. noch brieftaubenrote) und die braune (braunfahle) Grundfarbe.

Jede dieser Grundfarben kann die Zeichnungsmuster: dunkel, dunkelgehämmert, gehämmert, bindig oder hohlig haben. (absteigende Reihenfolge der Dominanz)

Ausbreitungsfaktor: Die Zeichnungen sind nur dann sichtbar, wenn das Tier keinen Ausbreitungsfaktor für Farbe hat. (Ein Tier mit schwarzer Grundfarbe und Zeichnungsmuster dunkelgehämmert und Ausbreitungsfaktor ist im Erscheinungsbild schwarz. Bei schwacher Färbung sieht man darum oft die Hämmerung durch! Auch spielen noch andere modifizierende Faktoren eine Rolle, z. B. lackintensivierende Faktoren. (Dann haben die Tiere z.B. eine „kräftige“ Farbe.)

Die geherzte Zeichnung ist eine Scheckenzeichnung. Alle Scheckungen haben die Tendenz zur Ausbreitung der weißen Farbflächen. (Für die Zucht sind also unterschwingte Tiere mit wenig Herzzeichnung oder mit durchgefärbtem Flügelschild wertvoller!!)

Auch begünstigt bzw. fördert die geherzte Zeichnung oft aber nicht zwingend den Faktor „Under-Grizzle. (Frei übersetzt: Aufhellungen am Grund). Es kommt zu Aufhellungen an den Schwingen, im Bindenbereich und am Schwanzansatz jeweils am Federansatz.


Englischer Kröpfer

 

Zuchtstand:

Die meisten Vertreter haben die richtige Größe und Körperlänge. Auch ist die Blaswerkslänge sehr oft vorhanden. Die Unterschenkellänge und Lauflänge ist zumeist zufriedenstellend.

Zuchtziele:

Es muss oberstes Ziel sein, die Größe zu erhalten. Die meiste Zuchtarbeit ist noch an der Blaswerksform zu bewerkstelligen. Denn Englische Kröpfer mit Nackenblaswerk bzw. Nackenbogen sind noch zu selten und das Blaswerk sollte über den Schultern sichtbar abgesetzt sein. Auch dürfen bei aller Priorität der Größe keine plumpen Typen mit stark angefleischten Brustbeinen, breiten Rücken oder schlaff getragenen, breitem Flügelschild entstehen. Priorität hat eine korrekt abfallende Rückenlinie.

Auch soll der Englische Kröpfer immer eine markante Erscheinung darstellen. Auf aufrechte Haltung mit langen Unterschenkeln und Laufbeinen muss in der Breite der Zuchten hingearbeitet werden. Sehr wichtig ist ein sicherer Stand. Langfristig muss noch mehr Wert auf eine korrektere Tellerfeder (nicht zu lang und abgerundet) gelegt werden.


Weiß

In weiß sah/sieht man mit die besten Englischen Kröpfer. Auch scheint ihnen die bayerische Luft besonders zu behagen. War es lange Zeit Georg Ott aus Maisach, der mit seinen Tieren dominierte. So auch sein Zuchtfreund Udo Grossek, ebenfalls aus Maisach, der mit seiner kleinen aber feinen Zucht immer wieder Spitzentiere präsentierte. Aber auch in Erding wurden feine Weiße gezüchtet, im Hause Johann Hölzl, der den Goldenen Kröpfer bereits zweimal erringen konnte. Daran kann man unschwer erkennen wie stark dieser Farbenschlag vertreten war. Aber auch Manfred Bellmann aus Hessen eiferte den Bayern erfolgreich nach und errang dreimal den Clubsieger und war einmal Zweiter beim Goldenen Kröpfer. In jüngerer Zeit züchten diesen Farbenschlag erfolgreich Hans-Dieter Stanke aus Thüringen, der 2000 in Wels und 2006 in Leipzig Europameister wurde und Dieter Zimmermann aus Bayern, der diesen Farbenschlag in den letzten Jahren dominiert. Obwohl er jedes Jahr auch Spitzentiere an Mitbewerber abgibt, ist er auf den Hauptclubschauen immer eine „Nasenspitze“ voraus. Zuletzt wieder in Dachau mit zweimal vorzüglich und fünfmal hervorragend. Da haben es die Mitbewerber natürlich schwer heranzukommen. Oft entscheidet bei diesem Zuchtstand der besser abgedeckte Augenrand oder ein strafferes Gefieder über die höhere Punktezahl.

Vorteilhaft bei diesem Farbenschlag ist natürlich, dass die notwenigen Fremdverpaarungen für die Erhaltung beziehungsweise Verbesserung der Größe durch den rezessiven Erbgang bereits in der 2. Generation 50% weiße Tiere ergeben. So war die Großmutter des Clubsiegers 2010 eine Blaugeherzte Täubin!

Jetzt wird es die Aufgabe der Züchter sein, die Größe zu stabilisieren und den Nackenbogen in der Breite zu erreichen. Der Augenrand sollte abgedeckt sein und das Gefieder straff. Dann kann man weitere kleinere Verfeinerungen vornehmen, wie tiefer, abgedrehter Teller.

 


Da haben es die
Schwarzgeherzten schon ungleich schwerer. Sie haben eine schwarze Grundfarbe, das Zeichnungsmuster gehämmert oder dunkelgehämmert und den Ausbreitungsfaktor mindestens einmal. Bei schwacher Färbung und gehämmertem Zeichnungsmuster sieht man darum oft die Hämmerung speziell im Bindenbereich durch! Idealerweise ist das Zeichnungsmuster möglichst dunkel, also „dunkelgehämmert“ oder „dunkel“. Ist der Ausbreitungsfaktor zweimal vorhanden, wird die Farbe immer intensiver. Darum wären die idealen Kreuzungspartner die Dunkelgeherzten!

Kleinste Zeichnungsdefizite sind durch den Farbkontrast sofort deutlich sichtbar und stören beim „ungeübten“ Betrachter den Allgemeineindruck. Wie schwierig dieser Farbenschlag ist zeigt uns auch die Statistik. Erst dreimal wurde ein Schwarzgeherzter Clubsieger. Lange Jahrzehnte war es Georg Gerhager, der diesem Farbenschlag nach vorne brachte. Aktuell sind es Milos Momcilovic und insbesondere Bernd Nahrgang, die an diesem Farbenschlag arbeiten. Überrascht waren wir von der Qualität der Tiere unseres Neumitglieds Dr. Kljucec aus Kroatien, der auch in Dachau den Clubsieger stellte! Das ist ein Einstand!

Überwiegend mit richtiger Größe und Vorderlänge, auch zeigen die meisten Tiere die geforderte lackreiche schwarze Farbe. Die oftmals am Federgrund im Schwanzbereich auftretenden Aufhellungen sollten nicht überbewertet werden, da hier der „Faktor Undergrizzle“ ursächlich sein kann. Wichtig ist die gleichmäßige lackreiche Farbe im geschlossenen Zustand. Wie oben bereits erwähnt, sind kleinere Zeichnungsdefizite im Schenkel-, Bauch- und Afterbereich besonders auffällig. Soweit sie den Allgemeineindruck nicht stören, werden sie zur Zeit noch toleriert. Die oftmals etwas breiteren Unterschenkel gilt es zu verfeinern. Auch sollte der Stand sicherer werden.

Dunkelgeherzte Englische Kröpfer sah man in der Vergangenheit nur als Einzeltiere. Vermutlich waren es Zwischenprodukte aus Kreuzungen. Sie haben eine schwarze Grundfarbe und das Zeichnungsmuster „dunkel“. Bei sehr gleichmäßig durchgefärbtem Flügelschild vermutlich sogar das Zeichnungsmuster in Reinerbigkeit. Aus diesem Grund sind es ideale Kreuzungspartner für unsere dominant Rotgeherzten und Schwarzgeherzten. Denn dadurch wird auch die Farbe der Kreuzungspartner intensiver. Dies entspricht voll der Züchterpraxis, berichten doch die Clubmitglieder Fink und Meier aus Österreich, dass sie diesen Weg schon über Jahre mit Erfolg gehen. Nur konnten sie die Dunklen nie auf Ausstellungen zeigen, da ja der genetisch bedingte Flügelrost (vermutlich ein Bronzefaktor/evtl. auch begünstigt durch das „Undergrizzle“) als Mangel bewertet wurde. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall und darum wird ihnen die Auslegung in der Bewertungsrichtlinie neuen Aufwind geben. Auf unserer Jubiläumsschau könnte es sein, dass uns ein österreichisches Clubmitglied erstmals eine Kollektion präsentiert.


Die
Blaugeherzten haben die schwarze Grundfarbe ohne Ausbreitungsfaktor und das bindige Zeichnungsmuster. Blaugeherzte können im Phänotyp nichts „verstecken“. Sie zeigen ihre genetische Vergangenheit. Sie werden auf höchstem Niveau gezüchtet, was die 10 Clubsieger belegen. War es in den 60er Jahren Georg Käser, den es zu schlagen galt, folgte in den 90er Jahren Ferdinand Scherer, der gleich dreimal den Clubsieger stellte, davon zweimal in Folge. So sind es jetzt Anton Hölzl und Anton Rotschadl, deren Tiere das züchterisch Mögliche zeigen. In Dachau konnten wir uns an den „wuchtigen“ Engländern des jungen Mitglieds Ivica Pintaric aus Kroatien erfreuen.

An der Größe der Blaugeherzten gibt es selten Beanstandungen. Auch reicht die Blaswerkslänge. Das Flügelschild sollte noch etwas schmäler werden und der Stand bei den Täubinnen etwas sicherer.

Wie bereits beschrieben, sorgt der Faktor Undergrizzle oft für Aufhellungen, so auch im Bindenbereich der Blauen. Es muss genau differenziert werden zwischen genetisch bedingten Aufhellungen und abwertendem Bindenrost!


Die
Blaufahlgeherzten sah man in der Vergangenheit nur als Einzeltiere und dann nur als Täubinnen. Was belegt, dass es Töchter von spalterbigen, für die Verdünnung, Blaugeherzten Täubern waren. Sicher, es ist eine Verdünntfarbe, aber diese Farbe passt hervorragend in alle Blauzuchten. Warten wir ab, ob sie nicht doch noch züchterisch intensiver bearbeitet werden, verdient hätten sie es.

Die gezeigten Tiere waren aber immer Spitzentiere, was wieder belegt, dass die Tiere aus Fremdverpaarungen stammen!

Die dominant Rotgeherzten und dominant Gelbgeherzten möchte ich gemeinsam besprechen. Diese beiden Farbenschläge haben eine rote Grundfarbe und das „dunkle“ Zeichnungsmuster. Der Zusatz „dominant“ wurde davor gestellt, zur Abgrenzung der rezessiven Farbe. Tauben mit rezessiver Farbe sind gleichmäßig rot durchgefärbt auch das Flügelschild und der Schwanz! Tauben mit dominanter Farbe haben eine mehr oder weniger hell/aschfahle Schwanzfarbe.

Bei dieser Gelegenheit muss auch gleich mit dem Irrtum der Forderung nach der weißen Schwanzfarbe aufgeräumt werden. Es ist richtig, dass Fulton in seiner Darstellung im Jahr 1868 die Rot- und Gelbgeherzten mit weißer Schwanzfarbe gezeichnet hat. Nur waren es visionäre Wunschvorstellungen! Doch spätestens seit den Beiträgen von Prof. Sell über die Schwanzfarbe dieser beiden Farbenschlägen ist es eindeutig bewiesen, dass die weiße Schwanzfarbe durch ein anderes Gen erzeugt wird. Bei anderen Taubenrassen vorhanden, nicht aber bei unseren Englischen Kröpfern! Die Scheckenzeichnung „Geherzt“ erzeugt keine weiße Schwanzfarbe. Sonst müssten ja auch die anderen Farbenschläge weiße Schwänze haben! Dieses ursächliche Gen müsste erst auf die Englischen Kröpfer übertragen werden. Somit ist die Schwanzfarbe je nach Reinerbigkeit mehr oder weniger aschfahl. Allerdings kann sie durch Selektion möglichst hell erreicht werden. Durch die bei den Englischen Kröpfern notwendigen Fremdverpaarungen werden aber diese Bemühungen oft zunichte gemacht.

Wir fordern ein möglichst durchgefärbtes Flügelschild, das ist aber nur zu erreichen, wenn das Zeichnungsmuster „dunkel“ reinerbig vorliegt. Da nun aber die oft schon angesprochenen Fremdverpaarungen mit anderen Farben notwendig sind, gibt es sehr wenige Tiere, die auf das Zeichnungsmuster „dunkel“ reinerbig sind und somit ein „reines“ Flügelschild haben. Tiere mit etwas sichtbarer Hämmerung sind also mischerbige Tiere auf das Zeichnungsmuster und dies stört uns nicht, wird auch nicht bestraft. Allerdings akzeptieren wir keine Tiere mit deutlicher Hämmerung, spricht fast reinerbige Tiere auf das „gehämmerte“ Zeichnungsmuster. Man muss sich nur an die Tiere von Sigi Nautscher erinnern, mit überragender Größe, aber in der Farbe waren sie oft im Grenzbereich. Auch muss erwähnt werden, dass die Übergänge von den Zeichnungsmustern oft fließend sind und darum eine klare Einordnung oft schwierig macht. Sollte uns aber bei der Bedeutung der Farbe bei den Engländern nicht weiter „belasten“. Für den interessierten Leser: Tiere mit gehämmertem Zeichnungsmuster erkennt man immer an der dunklen Schwanzbinde!

Für die dominant Gelbgeherzten gilt Selbiges, sind sie doch die Verdünnung zu Rotgeherzt.

Der Zuchtstand dieser Farbenschläge war/ist immer sehr hoch. Ein Blick in die Statistik zeigt uns, dass die dominant Rotgeherzten zwölfmal den Clubsieger und die dominant Gelbgeherzten sogar 13mal den Clubsieger stellten. War es in den 70er Jahren Sigi Nautscher, der den Clubsieger schon fast abboniert hatte, sechsmal war er der Glückliche und dann noch zweimal den Goldenen Kröpfer, welch überragende züchterische Leistung über einen Zeitraum von 10 Jahren einen Farbenschlag so zu dominieren! Aber auch Roland Schwenk, Georg Gerhager und Georg Käser stellten Clubsieger und versuchten Sigi Nautscher „die Butter vom Brot“ zu nehmen. In den 90er Jahren war es dann Bernd Reckers, den es zu schlagen galt. Aktuell können wir uns an den Spitzentieren von Milos Momcilovic und Mijo Holbak erfreuen. Sie zeigen überragende Größe, Blaswerkslänge, das dunkelgehämmerte Zeichnungsmuster mit hellem Schnabel und hell/aschgrauem Schwanzgefieder. Hier gilt es nun das Blaswerk noch etwas wohlgeformter zu züchten.

Mit dominant Gelbgeherzt verbindet man sofort die Zuchtfreunde Hubert Bockholt, Franz Zollner, Georg Käser und Franz Schuster. Hubert Bockholt als Clubvorsitzender verfeinerte lange Jahre den dominant Gelbgeherzten Farbenschlag. Wobei Georg Käser das Kunststück schaffte mit seiner kleinen Zucht insgesamt achtmal den Clubsieger in 3 Farbenschlägen zu stellen! Franz Zollner mit seiner großartigen Zuchtanlage in Wallersdorf und auch als einer den „Väter“ d.h. Mitbegründer des Europaclubs in Jahr 1982. Und Franz Schuster, unser „Global-Player“, in seiner nun schon 65-jährigen Engländerzuchtlaufbahn erreichte er 17 Europameistertitel, 15 Clubeuropameistertitel davon 28 auf den dominant Gelbgeherzten Farbenschlag. Als eine Art Krönung seines züchterischen Wirkens ist sicher der Goldene Kröpfer im Wettbewerb 2003 - 2007 zu sehen! Durch seinen Einsatz können überall in Europa feine Englische Kröpfer bestaunt werden. In den letzten Jahren versuchen die Zuchtfreunde Wolfgang Elger und Helmuth Horvath erfolgreich diese Dominanz zu brechen.

Bei der letzten Hauptclubschau 2011 in Dachau standen 104! dominant Gelbgeherzte mit höchstem Qualitätsdurchschnitt. Viele zeigten auch das gewünschte Nackenblaswerk. Bei diesem Verdünntfarbenschlag treten natürlich die evtl. Problembereiche wie Schnabel-, Schwanz-, Schenkel- und Bauchgefiederfarbe nicht so augenscheinlich hervor, was aber nicht über eine evtl. genetische Veranlagung hinwegtäuschen darf! Würde man sich bei genauer Betrachtung alle gelblichen Federchen in diesen Problembereichen schwarz vorstellen, so glaube ich würden einige ziemlich „scheckig“ aussehen!


Die zwei Pastellfarbenschläge
Rotfahlgeherzt und Gelbfahlgeherzt haben es leider in der Vergangenheit nicht geschafft, Züchter von ihrer Attraktivität zu überzeugen. Warum? Durch die schon oft erwähnten notwendigen Fremdverpaarungen leidet natürlich die farbliche Reinheit. Davon ist die attraktive Pastellfarbe besonders betroffen. Lange Jahre war Zuchtfreund Löw Einzelkämpfer dieser Farbenschläge und konnte auch 1986 den Clubsieger stellen. Nun ist es Walter Hüttner, der sich als „Alleinunterhalter“ bemüht die Farbenschläge weiter zu verbessern. Unser Neumitglied Norbert Öchsl wird ihn unterstützen und auch unsere Neumitglieder Feldgitscher aus Österreich und Mijok aus Kroatien werden hoffentlich diesen Farbenschlägen „Flügel verleihen“.

Die anderen in der Vergangenheit gezeigten 3 Clubsieger in diesen Farben waren vermutlich die Produkte von Fremdverpaarungen, was abermals deren Notwendigkeit unterstützt.


Englischer Zwergkröpfer

 

Zuchtstand:

Der überwiegende Teil der Zwerge hat die richtige Größe mit Raumaufteilung. Auch ist das richtig abgesetzte Blaswerk mit dem kugeligen Teil (Nackenbogen) im oberen Bereich in der breiten Masse vorhanden.

Zuchtziel:

Insgesamt müssen die Zwerge wieder vitaler werden. Tiere, die im Käfig fast ängstlich wirken und sich nicht locker präsentieren, sollten nicht noch mehr werden. Sicher benötigt ein sehr schlanker Kröpfer eine gewisse Umgebungstemperatur um in „Fahrt“ zu kommen, aber in der Kröpferfamilie spielt nun mal das Wesen eine entscheidende Rolle. Das Blaswerk darf nicht kugelig erscheinen. Aufgefallen ist in den letzten Jahren, dass immer mehr Tiere auf den Zehenspitzen stehen! Das ist untypisch für einen Englischen Zwergkröpfer! Dieser steht normal fest auf dem Ballen! Dadurch täuschen sie uns Lauflänge vor. Diesbezüglich wird es nach dem Jubiläum Hinweise geben.

Auf die Beschreibung der genetischen Zusammenhänge von Farbe und Zeichnung wird bei den Zwergkröpfern verzichtet, da sie deckungsgleich sind mit denen der Englischen Kröpfern.

Weiß

Die Spitzentiere zeigen das züchterisch Mögliche! Zartheit, kantig im Schulterbereich, Raumaufteilung, Beinaufbau, prima Blaswerk. Gezeigt wurden Vertreter von den Zuchtfreunden Fehres, Werner Vogel, Neuber, Rolf Coßmann, Kratz und Schweder. In Bayern züchten sie auf höchstem Niveau die Zuchtfreunde Scheidler und Stadlbauer, nur beteiligen sie sich wenig an Schauen außerhalb des „Weißwurstäquators“. Den „Vogel abgeschossen“ hatte im Jahr 1992 Rolf Coßmann, mit gerade mal 23 Jahren wurde er der jüngste Züchter eines Clubsiegers! Wie stark die Weißen gezüchtet wurden/werden zeigen 8 Clubsieger und zweimal den Goldenen Kröpfer durch Rolf Coßmann und Werner Vogel. Wenngleich aber schon auffällig ist, dass bis zur Jahrtausendwende die geherzten Farbenschläge fast nicht zu schlagen waren!

In der Breite sind die Weißen oft zu wenig kantig in Schulterbereich, das Brustbein ist zu wenig lang sichtbar, auch erscheint die Hinterpartie dadurch oft zu lang. In diesen Bereichen muss am meisten züchterisch gearbeitet werden. Vereinzelt treten speziell auf den Flügeldecken „aufgekrauselte Federchen“ auf! Das darf sich nicht verbreiten!

Schwarzgeherzt

Die Schwarzgeherzten wurden/werden auf höchstem Niveau gezüchtet. Sie stellten bereits 9 mal den Clubsieger. Dabei ließ man Namen wie Basista, Adam und Anton Walter. Anton war es, der dem Farbenschlag Anfang der 70er Jahren seine Handschrift aufdrückte mit tollen Figurentieren. In den 70er und 80er Jahren führte kein Weg an den Tieren von Bernd Nahrgang vorbei, insgesamt stellte er dreimal den Clubsieger. Seit 1987 gilt es nun die Tiere von Manfred Amenda, der viermal den Clubsieger stellte, zu schlagen.

Die überwiegende Mehrheit zeigt prima lackreiche Farbe und Zeichnung. Haben aber an Schultermarkanz und dem typischen Flügelabschluss verloren. Sehr viele Tiere kreuzen zu viel! Auch hat der Flügel oft die falsche Form! Er ist nicht gerade, sondern gebogen! Auch hat sich der untypische breite Unterschenkel verbreitet.

Mit Fingerspitzengefühl ist die Schenkelreinheit zu bewerten. Durch die schwarze Farbe sind farbige Schenkel und farbige Bauchfedern viel auffälliger.

Dunkelgeherzt

Nur wenige Züchter befassen sich mit diesem Farbenschlag. Vermutlich behinderten übertriebene oder genetisch sehr schwer erreichbare Farbforderungen eine Verbesserung des Typs. Jetzt wissen wir, dass leichter Rost auf den Binden und Flügeldecken genetisch bedingt ist und somit nicht mehr als Fehler anzusehen ist.

Dass dieser Weg richtig ist, zeigen uns die hochfeinen Tiere des Zuchtjahres 2011. Im Typ geradezu eine „explosionsartige“ Verbesserung. Auf der VDT-Schau in Leipzig erreichte Zuchtfreund Räpke das erste „V“ auf diesen Farbenschlag. Diese klasse Täubin wurde auch für die Championklasse nominiert! Sie zählte damit zu den 6 besten Kropftauben der gesamten VDT-Schau. Ein großartiger Erfolg für den Züchter, die Rasse und den Club!

Blaugeherzt

Dieser Farbenschlag wird zur Zeit oft als Paradefarbenschlag bezeichnet. Ist er auch!

Wurde von diesem Farbenschlag genau wie bei den Schwarzgeherzten bereits neunmal der Clubsieger gestellt. In der Liste liest man natürlich die Namen Herbert Walter, Middeweg, Bartels, Gruner, Flachsbarth und Helmuth Amenda, der, dadurch, dass er zweimal in Folge den Goldenen Kröpfer errang diesen Farbenschlag 10 Jahre lang dominierte! Eine züchterische Leistung! Die absolute züchterische Krönung ist das Erringen des „Goldenen Siegerringes“ des BDRG. Welchen Wert er hat, haben wir erst jetzt wieder erfahren, als der Club zum 100-Jährigen sich um ihn bewarb, aber eine Absage bekam, da er bereits 1977 vergeben wurde. Errungen wurde er von Herbert Walter! Völlig auf gleichem Niveau befinden sich zur Zeit die Tiere von Zuchtfreund Helmuth Amenda, Muschner, Egbert und Schweder. Die Tiere von Zuchtfreund Flachsbarth sehen wir z.Zt. leider nicht auf den Hauptclubschauen, schade!

In Blaugeherzt sieht man in der Breite sehr kantige Typen mit prima Raumaufteilung und Beinaufbau. Auch ist die taubenblaue Grundfarbe gut gefestigt.

Sie sollten wieder vitaler, blasfreudiger sein, speziell die Tauber! Die Täubinnen müssen länger im Hals werden. Die Bindenfarbe kann genetisch bedingt etwas aufhellen. Farbiges Schenkel- und Bauchgefieder ist nicht so augenscheinlich, muss aber konsequent beurteilt werden.

Blaufahlgeherzt

Sie werden nur von einzelnen Züchtern bearbeitet, dafür aber in der Vergangenheit auf höchstem Qualitätsniveau. Hans Kammerer stellte 1972 den Clubsieger, damals noch mit der Bezeichnung „silberfahlgeherzt“! Lange Zeit konnten die Tiere von Dr. Scheck mit der Qualität der Blaugeherzten mithalten. Zur Zeit fallen sie im Typ stark zurück!

Sie gehören als die Verdünnung von Blaugeherzt in all diese Zuchten!!!

Dominant Rotgeherzt

Von der Quantität und Qualität oft auf oder über Augenhöhe mit den Blaugeherzten. Die Spitzentiere zeigen das züchterisch Mögliche. In der Vergangenheit stellte dieser Farbenschlag achtmal den Clubsieger. Man findet die Zuchtfreunde Scholl, Schroer und Hess in der Statistik. Einer prägte den Englischen Zwerg ganz besonders, Hans Kammerer. Für Hans bestand der Zwerg nur aus Typ und nochmals Typ! Er hinterließ auch den unvergessenen Satz:

„Und wenn der Engländer grün ist, hauptsache es ist einer!“

Leider geriet dabei aber etwas das für eine Kropftaube notwendige Blaswerk in den Hintergrund! Aber Hans war ein Genie, zeigte überragende Typen nicht nur bei den dominant Rotgeherzten und hatte ein „Züchterherz“! Viele, viele Zuchten, nicht nur die der Engländer profitierten von seinen Tieren. Von dieser Mentalität bräuchten wir auch aktuell im Club wieder mehr, er hielt den „Sack nicht zu, er war immer offen!“ Danke Hans für diese Vorbildfunktion! Hans errang die ersten beiden Goldenen Kröpfer, dominierte diesen Farbenschlag also auch über 10 Jahre! Jetzt sind es die Zuchtfreunde Bartels, Loth, Masjosthusmann und Knibbe, die um die „Vorherrschaft“ in diesem Farbenschlag wetteifern.

Die dominant Rotgeherzten werden aber teilweise etwas stärker über den Schultern, verbunden mit vollem Blaswerk, was den Preisrichter oft etwas täuscht.

Die Zartheit darf nicht vernachlässigt werden. Die Schnabelfarbe sollte wieder mehr hornfarbiger werden, wobei natürlich hornfarbig eine weit gefächerte Farbbezeichnung ist. Die dominantrote Grundfarbe variiert auch sehr stark, wichtig ist eine möglichst hellgraue Schwanz- und Schwingenfarbe, mit Ausnahme der min. 7 weißen Handschwingen.

Dominant Gelbgeherzt

Die Verdünnung von den dominant Rotgeherzten, waren in der Vergangenheit nicht so konstant hochwertig vertreten, was auch insgesamt 4 Clubsieger belegen. Zuchtfreunde wie Kammerer, Jonscher, Wolsberger züchteten diese. Sicher sind Verdünntfarben immer etwas schwieriger in der Zucht, denn bei ihnen machen sich Vitalitätsdefizite deutlicher bemerkbar. Doch in den letzten Jahren haben sie enorm an Qualität zugelegt. Nun „puschen“ sich die Zuchtfreunde Bartels, Muschner, Loth und Rolf Coßmann um die Vorherrschaft in diesem Farbenschlag. Fantastische Typen werden gezeigt. Bestätigt durch den Clubsieger 2010!

Jetzt sollte sich dieser Farbenschlag noch weiter verbreiten und dabei das Qualitätsniveau halten.

Durch die Verdünnung treten natürlich die Probleme der Schnabelfarbe, Schenkelgefiederfarbe nicht so augenscheinlich in Erscheinung, sind aber doch genetisch verankert. Das müssen die Züchter bei Kreuzungen beachten und die Preisrichter konsequent beurteilen.

Braunfahlgeherzt

In den 90er Jahren befasste sich damit Hans Pfeiffer. Nun bearbeitet ihn nur noch Gerd Voß. Und bei einer Basis von ca. 10 Zuchtpaaren ist der Zuchtfortschritt natürlich mühsam! Nun wissen wir, dass sie zu den rotfahlgeherzt Züchtern und den blaugeherzt Züchtern passen. Aktuell konnten die Zuchtfreunde Henk Lubbers aus Holland und Jens Krautwald von dieser Idee überzeugt werden. Warten wir die Ergebnisse ab.

Sie sollten vor allem im Blaswerk verbessert werden. Durch Kreuzungen könnte dem Substanzverlust entgegengewirkt werden.

Als Besonderheit ist bei diesem Farbenschlag die Augenfarbe rot mit weißem Innenring zugelassen.

Rotfahlgeherzt

In diesem Farbenschlag sah man in der Vergangenheit feinste Typen! Hans Kammerer, Horst Bartels und Herbert Walter waren die dominierenden Züchter. Horst Bartels gelang ähnlich wie Georg Käser das Kunststück, auf alle gezüchteten Farbenschläge den Clubsiegertitel zu holen!

Jetzt hat dieser Farbenschlag die meisten jüngeren Züchter. Sicher ein großer Verdienst von Herbert Walter, der Jungzüchter, und nicht nur die, mit Zuchttieren versorgte und das zu sehr moderaten Preisen. So muss sich Rudolf Zugehör, der im letzten Wettbewerb des Goldenen Kröpfers nur knapp geschlagen wurde, gegen die engagierten Zuchtfreunde Jens Krautwald und Lars Londo-Nitschke verdammt anstrengen, um die „Nase vorne zu behalten“. Roland Vogel ist des öfteren der „lachende Vierte“.

Wir haben drei Farbvariationen, die gleichberechtigt erlaubt waren. Das führte dazu, dass nun fast jeder Rotfahle eine andere Farbtönung hat.

Wir müssen versuchen etwas mehr Gleichmäßigkeit zu erreichen. Aber mit Bedacht! Eigentlich ist das Fahl eine schöne Pastellfarbe. Die Tauber haben etwas abgesetzte Kopffarben, die Täubinnen meist durchgefärbte Kopffarben. Die Schildfarbe sollte möglichst gleichmäßig sein. Die Schnabelfarbe wird hornfarbig gefordert. Genetisch gehören sie der Brieftaubenroten Grundfarbe an und können auch mit dieser gut verpaart werden. Verpaart man sie mit Blauen Tieren (der Schwarzen Grundfarbe), so bekommt die Grundfarbe den Blaustich, es treten mehr oder weniger die „Tintenkleckse“ auf und die Schnabelfarbe wird dunkler.

Wohl wissend, dass die Tiere mit Blaustich spalterbige Tiere sind, werden sie toleriert. Bei figürlicher Gleichwertigkeit werden natürlich die Tiere mit Pastellfarbe bevorzugt. Ein leichter Ansatz zur 3. Binde wird toleriert. Aufhellungen am Bindenansatz sind genetisch bedingt und werden toleriert. Satte Bindenfarben werden selbstverständlich bevorzugt, bei figürlicher Gleichwertigkeit. Hornfarbig bei der Schnabelfarbe ist ein weiter Begriff. Hat der Schnabel bei der Handbewertung Aufhellungen, so ist er in Ordnung. tiefschwarze Schnäbel erhalten einen Punkt Abzug.

Gelbfahlgeherzt

Lange Zeit waren die Zuchtfreunde Reichardt und Bartels die einzigen, die sich intensiver mit den Gelbfahlgeherzten auseinandersetzten. Den ersten Clubsieger in diesem Farbenschlag errang Horst Bartels 1998. Nach der Farbenschlagaufgabe von Horst Bartels konnte sich Bernhard Beitelhoff enorm verstärken. Die Zusammenführung der beiden Zuchten brachte eine enorme Qualitätsverbesserung und so konnte Zuchtfreund Beitelhoff 2005 und 2007 den Clubsieger stellen. Aber auch Roland Vogel, Rainer Rausch und Zuchtfreund Schaller mischen fleißig mit.

Leider haben es alle Farbenschläge schwer, mit denen sich nur wenige Züchter befassen, es fehlt einfach an Zuchtbasis, die Linien werden zu eng! Eigentlich nicht verständlich, denn die Gelbfahlen passen als die Verdünnung von Rotfahl prima in die Rotfahlzuchten!

Darum gilt bezüglich Farbe für sie auch das oben Geschriebene. Die farblichen Probleme treten bei der Verdünnung nicht so augenscheinlich hervor.

Eine Besonderheit ist die Flügelrose. Bei zarter Pastellfarbe auf dem Flügelschild ist sie fast nicht erkennbar. Dies sollten wir akzeptieren und dafür bei der Vergabe der Höchstnote figürlich höchste Ansprüche stellen.