Die Engländerzucht nach 1945

 

Der zweite Weltkrieg brachte die Zuchten zum Erliegen und die Clubarbeit ruhte abermals! Jeder Zuchtfreund wurde unmittelbar davon auf das Härteste betroffen. Deutschland wurde in Besatzungszonen aufgeteilt, es herrschten trostlose wirtschaftliche und soziale Verhältnisse. Dem jungen Leser sei geraten, sich mit der jeweiligen deutschen Geschichte zu beschäftigen, nur so findet er das Zeitverständnis heraus und kann so manchen Passus dieser Zeiten besser bewerten. Im Ergebnis der Nachkriegsentwicklung entstanden zwei deutsche Staaten. Auf Grund dieser Tatsache wurde auch der Club geteilt.

Während in Westdeutschland Zuchtfreund Andreas Krach, Homberg (Niederrhein), den Club mit Zuchtfreund Heinrich von Laak, Dinslaken wieder aufbaute, war es nach 1945 in Ostdeutschland Zuchtfreund Erich Lamprecht, Sömmerda, der die Organisation mit Zuchtfreund Otto-Max Noack als Schriftführer wieder in Gang setzte.

Die Zucht der Englischen Groß- und Zwergkröpfer während der DDR-Zeit

Wie bei jeder Historie ist ein Auf und Ab zu verzeichnen, da die Entwicklung unserer Züchtergemeinschaft aufs Engste mit dem Schicksal unseres Vaterlandes verknüpft ist.

Trotz allem, so muss man feststellen, dass nach jedem Schicksalsschlag unsere Rasse in größerer Vollkommenheit erstrahlt ist. Heute können wir mit Stolz feststellen, unsere Spitzentiere besitzen jenes Maß an Vollkommenheit, welches an die Grenze des Natürlichen stößt.

Nach dem 2. Weltkrieg ruhte vorerst die Clubarbeit und brachte die Zuchten zum Erliegen. Es war ein mühevoller Anfang. Die Zuchten in Ost und West lagen am Boden und es wurde mit Restbeständen an Zuchttieren gearbeitet. Während in Westdeutschland die Möglichkeit genutzt werden konnte, fremdes Blut aus dem Mutterland zu beschaffen, so konsolidierte sich unsere Englische Kröpferzucht aus eigenen Kräften.

Während in der BRD der alte Clubname beibehalten wurde, nannten wir uns seit 1954 Spezialzuchtgemeinschaft (SZG). Systematisch mit dem Neuaufbau der Zucht in unserer Republik begannen die Zuchtfreunde Otto-Max Noack (Großräschen), Söhner (Delitzsch), Behrend (Oschersleben), Bachmann (Apolda), Hornuf (Sohland, (Spree), Haußner (Zeulenroda), Lamprecht (Sömmerda), Franke (Berlin), sowie Lindermann und Bartolome, also viele Namen, die bereits vor 1945 in der Zucht Englischer Kröpfer Rang und Namen hatten. Die erste Schau in Westdeutschland fand 1956 unter schwierigen Bedingungen statt.

Bei uns in der damaligen sowjetischen Besatzungszone wurde die 1. Rassegeflügelschau 1947 in Leipzig – als Neuaufbaugeflügelschau deklariert – und mit 1958 Tieren beschickt.

Hier wurden sechs Englische Großkröpfer und sechs Englische Zwergkröpfer gezeigt. Die Aussteller waren die Zuchtfreunde Söhner, Schmidt, Klotzer (Großkröpfer), Zimmermann und Pfütze (Zwergkröpfer). Seit dieser Zeit wurden laufend Lipsia-Schauen durchgeführt, bevor 1979 diese Ausstellung endgültig eingestellt wurde. Leipzig entwickelte sich zur weltgrößten Rassegeflügelausstellung, es war die Wallfahrtsstätte der Rassegeflügelzüchter und nahm internationalen Charakter an. Es trug dazu bei, die Züchterfreundschaften über Ländergrenzen hinweg zu festigen.

Unsere 1. Sonderschau nach dem Krieg fand im Jahre 1950 zur Thüringer Landesschau in Erfurt statt. Es standen hier 60 Großkröpfer und 190 Zwergkröpfer im Wettbewerb. Die Sonderrichter, die Zuchtfreunde Noack und Hornuf, nahmen ihr Richteramt zur allgemeinen Zufriedenheit war. Im Allgemeinen war die Qualität hier gut.

Bei den Großkröpfern waren einige, die schon in der Grundstellung versagten und dann das hässliche „Anziehen“ zeigten. Bei den Zwergen befanden sich schon Spitzentiere. „V“-Tiere stellten hier die Zuchtfreunde Berndt (Alkersleben) in Groß, Lamprecht (Sömmerda) und Jäger (Merbitz) bei den Zwergkröpfern.

Die 2. Sonderschau fand zur „Lipsia“ 1951 statt – hier wurden 200 Groß- und Zwergkröpfer gemeldet. Aufgrund von Seuchen traten Schwierigkeiten bei der Beschickung auf. Im Großen und Ganzen war aber gegenüber dem Vorjahr ein kleiner Fortschritt festzustellen. Die Zwerge waren den Großen in Bezug auf Anzahl und Qualität etwas überlegen.

1952 fand in Erfurt die 40-jährige Jubiläumsschau statt. Diese stellte sich als richtungsweisend für die Zukunft heraus – sie war ein großer Erfolg.

Zur Jubiläumsversammlung waren fast alle Zuchtfreunde anwesend. Hier wurden erstmals Erinnerungspreise vergeben. Den Otto-Bachmann-Erinnerungspreis erhielt Zuchtfreund Burau (Bernburg) auf blaue Großkröpfer und den Walter-Mathes-Erinnerungspreis Zuchtfreund Erich Lamprecht (Sömmerda).

In den 50er Jahren kamen noch die Ausstellernamen Hornuf, Klinkmüller, A. Leonhardt, Wolf, Holke, Schacher und Beyer hinzu, um nur einige zu nennen Die fachkundige Führung der SZG durch Erich Lamprecht (Sömmerda) machte sich dahingehend bemerkbar, dass die Mitgliederzahl seit Mitte der 50er Jahre ständig im Steigen begriffen war, aber andererseits der Englische Kröpfer auch eine Modetaube wurde. Auf Grund des Anstiegs der Anzahl der aktiven Züchter und der damit verbundenen Meldezahlen, war es nicht mehr möglich alle Tiere auf der „Lipsia“ zu zeigen. Es wurde durch die SZG beschlossen Hauptsonderschauen durchzuführen mit unbegrenzter Meldezahl. Die erste SZG-Hauptsonderschau wurde 1964 in Colditz durchgeführt. 1959 erfolgte die Bildung des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK), dem wurde auch unsere SZG angegliedert.

Im Jahre 1966 wurde unser Obmann Erich Lamprecht aus dem aktiven Leben gerissen. Sein Tod war ein schwerer Verlust für die SZG und riss in der Tat eine tiefe schwer zu schließende Wunde. Er war ein tugendhafter Mann, der durch persönliche Opfer und große Sachkenntnis sowie menschlicher Wärme es verstand die SZG in die Höhe zu führen. Der Name Erich Lamprecht wird untrennbar mit der Entwicklung des SZG-Geschehens in der dritten Phase verbunden bleiben.

Nach ihm übernahm Zuchtfreund Ernst Groß (Sömmerda) die Führung in der SZG. Auch er wurde viel zu früh durch einen tragischen Unglücksfall aus dem aktiven Leben gerissen.

Folgende Obmänner führten die SZG:

       - 1966 Erich Lamprecht, Sömmerda

1966 - 1971 Ernst Groß, Sömmerda

1971 - 1975 Hans-Joachim Muschner, Dessau

1975 - 1978 Lothar Eschke, Sömmerda

1978 - 1989 Werner Kühnel, Kirschau

1989 - 1990 Dieter Görbing, Großruderstedt

Der Mitgliederstand:

1954     =          93 Zuchtfreunde

1960     =          121      

1966     =          150

1970     =          170

1975     =          175

1986     =          120

1990     =          111

Auswahl an SZG-Hauptsonderschauen bzw. DDR-Kropftaubenschauen:

1964   Colditz        
-
336 Tauben, davon 81 Großkröpfer und 225 Zwergkröpfer

1970   Seebergen  
-
559 Tauben, davon 83 Großkröpfer und 476 Zwergkröpfer

1972   Frohndorf   
-
746 Tauben, davon 64 Großkröpfer und 682 Zwergkröpfer 60. Jubiläum

1977   Leipzig       
-
547 Tauben, davon 91 Großkröpfer und 456 Zwergkröpfer

1982   Erfurt         
-
463 Tauben, davon 89 Großkröpfer und 374 Zwergkröpfer 70. Jubiläum

1987   Strehla        
-
486 Tauben, davon 105 Großkröpfer und 381 Zwergkröpfer 75. Jubiläum

Ein besonderer Höhepunkt im Ausstellungswesen war die 60-jährige Jubiläumsschau in Frohndorf bei Sömmerda 1972 (siehe Tabelle). Hier standen 746 Exemplare. Eine Zahl, die bisher nicht wieder erreicht worden ist.

Das 70er Jahrzehnt kann bisher als das erfolgreichste angesehen werden, nicht nur, dass der Englische Kröpfer eine Modetaube geblieben ist, auch waren hier die ökonomischen Bedingungen und das Ausstellungswesen recht gut, sodass der einzelne Züchter relativ geringe Komplikationen hatte. Waren bei den Großkröpfern zwar Spitzentiere vorhanden, so waren die Tiere im Durchschnitt nicht elegant genug.

Anders bei den Zwergen, hier ist in den 60er und 70er Jahren durchweg eine gute Durchschnittsqualität erzielt worden. Die Tiere hatten wohlproportionierte Formen – worüber uns Fotos Auskunft geben. Vor allem die Qualität der Täubinnen ist hervorzuheben. Sehr gut blasende Täubinnen mit charakteristischen Kugelkropf waren vor dem Krieg nicht in diesem Umfang vorhanden. Der Kugelkropf war tadelsfrei und dies auf breiter Grundlage. Aus heutiger Sicht waren diese Tiere in den Schultern noch zu breit und der enge Stand war noch nicht das Erreichbare.

Auf Grund der ansteigenden Mitgliederzahlen in der Spezialzuchtgemeinschaft und des Erreichens der einzelnen Zuchtfreunde in bestimmten Regionen unserer Republik, fasste die SZG den Beschluss der Bildung von Untergruppen.

So bestehen seit 1975 zwei Untergruppen – die Untergruppe Thüringen und die Untergruppe Mitte (Dessau und Umgebung - 1960).

Ziel der Untergruppen ist es, die Zuchtfreunde im Rahmen der SZG noch besser züchterisch betreuen zu können und die Bande der Züchterkameradschaft noch enger zu knüpfen. Dieser Beschluss fand bei den Zuchtfreunden breiteste Zustimmung.

Trotz Rückgang der Mitgliederzahlen am Anfang der 80er Jahre, bedingt durch diese Zwiespältigkeiten unter den Züchtern, aber auch durch die veränderte Sozialstruktur und die ökonomische Situation in unserer Republik (z.B. Preisanstieg durch Agrarpreisreform bei Futtermitteln und Beschaffungsprobleme) muss man trotzdem einschätzen, dass die Qualität der Großkröpfer, wie auch der Zwergkröpfer in erheblichem Maße angestiegen ist.

Fruchtbringend wirkte sich hier der Import frischen Blutes aus der BRD Ende der 70er Jahre aus. Die Verpaarung dieser beiden Linien brachte Tiere hervor, wie wir sie vorher für unmöglich gehalten hätten. Kennzeichnend sind jetzt Tiere mit langer schmaler Weste, schmalem Rücken, hohem engen Stand, bei feiner Linienführung der Beine und einer festen Wicklung am Bein. Der Kugelkropf wurde trotz schmaler Schulter beibehalten.

Alles in allem können wir jedoch feststellen, dass sich unsere Englischen Groß- und Zwergkröpfer in der Qualität maßgeblich verbessert haben. Jedoch muss für die Zukunft eine größere Breite erreicht werden, ganz speziell bei den Großkröpfern, wenn die Qualität erhalten werden soll.

1990 nach dem Mauerfall konnten wir durch den Einblick in ein Clubrundschreiben feststellen, dass eine Clubvorstandssitzung in Rabenau stattfindet.

Um die über Jahrzehnte getrennte Engländerzucht wieder zu vereinen, wurde der 1. Clubvorsitzende Werner Vogel angeschrieben und um ein Treffen in Rabenau gebeten. Es fand Zustimmung und so fuhren die Zuchtfreunde Görbing, Muschner, Heilemann und Loth zum Treffen. Wir wurden sehr gut aufgenommen. Es wurde eine schnelle Einigkeit ohne Probleme für den gemeinsamen Club gefunden.

So konnte schon 1990 der erste Vergleich der Engl. Kröpfer aus Ost und West auf der Hauptclubschau in Erding erfolgen.

In der Folge fanden viele Züchterbesuche statt, woraus viele Züchterfreundschaften entstanden, welche bis heute Gültigkeit haben. Egal ob wir in Richtung Nord, Süd, West oder Süd-West fuhren, wir wurden überall sehr herzlich aufgenommen und erhielten eine Super-Betreuung. Danke!

Für die Zeit nach dem 100-jährigen Jubiläum wünsche ich dem Club weiterhin alles Gute und eine recht aktive Züchterschaft.

Gut Zucht Zöller / Muschner

 

Westdeutschland (BRD)

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem nun geteilten Vaterland machten sich einige Zuchtfreunde daran, aus den verstreuten Zuchten Tiere ausfindig zu machen, um wieder eine planvolle Zucht mit Englischen Großkröpfern und Zwergkröpfern aufzubauen. Aber es haben sich mit der nicht einfachen Zucht der Engländer schon immer wahre Könner, Meister und Künstler befasst. So kam dann trotz aller Schwierigkeiten das Clubleben in Gang und es kann danach eigentlich nur vom steten Vorwärtsstreben berichtet werden. Nur durch die enorme Willenskraft einiger Super-Idealisten war es möglich, 1952 in Bottrop zum 40-jährigen Jubiläumsfest 418 Engländer in teils erlesener Qualität vorzustellen. Im Nachhinein kann man getrost sagen, hier hat der Englische Groß- und Zwergkröpfer endgültig den Durchbruch geschafft.

Ständige Neuzugänge im Club und bestens beschickte Schauen waren die äußeren Zeichen dieses Aufschwunges. Auch die Qualität unserer Engländer konnte, wenn auch nur Schrittchenweise, immer verbessert werden. Hierbei zahlte es sich nun aus, dass im Clubvorstand immer die Bemühungen standen, dafür Sorge zu tragen, dass unsere Tiere nur von wahren Kennern der Rasse bewertet wurden. Zum Segen der Tiere und des Clubs. Daran hat sich, Gott sei Dank, bis zum heutigen Tage nichts, aber auch rein gar nichts geändert. Auch wurden damals von kompetenten Leuten vielbeachtete Artikel geschrieben. Der Englische Kröpfer war „in“ und entwickelte sich mehr und mehr zum Gentleman in der gesamten Taubenwelt. Vor allem, da man aus dem Mutterland, aber auch Holland und Dänemark, hervorragendes Zuchtmaterial zur Verfeinerung unserer führenden Zuchten erwerben konnte.

Im Jahre 1954 gab es dann einen Vorstandswechsel und der Club erhielt dadurch einen enormen Aufschwung. Nun waren es schon bald 300 Mitglieder, die betreut und geführt werden wollten. Wie man heute weiß, hat der neue Vorstand diese Aufgabe mit viel Elan und Schwung bestens gemeistert. Die erste große Herausforderung war dann das Jubelfest zum 50-jährigen Clubjubiläum. Die Clubmitglieder haben den Herren des Vorstandes für ihre unermüdliche Arbeit auf eine besondere Weise gedankt. Sie brachten nämlich die sagenhafte Zahl von 800 Englischen Groß- und Zwergkröpfern auf die Beine. Diese Superschau erbrache den Beweis, dass die Züchter der Englischen Kröpfer eine verschworene und intakte Gemeinschaft sind. Wer diese Schau miterlebte, schwärmt noch heute von diesem Kröpferfest. Auch unsere Freunde aus dem benachbarten Ausland waren von dieser Schau begeistert und zollten den ausgestellten Tieren hohes Lob. Besonders unsere Großen standen im Rampenlicht. Aber es war nicht zu übersehen, auch bei den Zwergen tat sich etwas.

Sicherlich hat diese erfreulich und harmonisch verlaufene Schau bei dem Gedanken Pate gestanden, eine solche Schau in Zukunft alle fünf Jahre durchzuführen. Im Nachhinein ein guter und wichtiger Entschluss für die weitere Entwicklung des Clubs. Überhaupt, es tat sich viel Neues im Club. So wurde der Entschluss gefasst, in jedem Jahr das beste Jungtier bei den Großen und Zwergen mit dem Clubsiegerband besonders herauszustellen. Ein enormer Anreiz für alle Züchter. Auch wurde eine sogenannte Meisternadel für überragende Leistungen im Sinne der Rassegeflügelzucht und im besonderen unseres Clubs, neu geschaffen. Noch eine bedeutende Entscheidung für den Club wurde getroffen. Man beschloss, den Club in vier Gruppen aufzuteilen. Diese wurde nicht von allen begrüßt, Pessimisten befürchteten gar ein Auseinanderfallen des Clubs. Nein, diese Befürchtungen waren unbegründet. Das Gegenteil trat ein, nämlich ein kaum erhoffter Aufschwung durch die verantwortungsvolle Arbeit der Gruppen-Obleute. Die Jahreshauptversammlung blieb zwar wie immer im Monat Mai auf Wunsch der Mitglieder in Bottrop, die einzelnen Gruppen hielten jedoch noch eine Frühjahrs- und Herbstversammlung mit Jungtierbesprechung ab. So konnten und können die Mitglieder wirklich optimal betreut werden.

Zeugnis vom Aufschwung des Clubs legten auch die vielen Haupt- und Sonderschauen ab. 400 bis 500 Tiere wurden schon fast als normal angesehen. Im Jahre 1967 ging eine große Ära für den Club zu Ende. Ein neuer Vorstand wurde gewählt und begann seine Arbeit gleich mit einem Paukenschlag besonderer Art. Zur Clubschau in Bottrop traten genau 1006 Englische Groß- und Zwergkröpfer zum friedlichen Wettstreit an. Eine Sensation, die auf der Welt einmalig war und wie man glaubte, auch nicht zu wiederholen war. Das Schlagwort von der „Schau der tausend Engländer“ machte in der Züchterwelt des In- und Auslandes die Runde und sorgte für einen ungeahnten Aufschwung der Engländerzucht. Die Großen in gewohnter Qualität; aber die Zwerge machten einen sich schon 1962 anbahnenden Satz nach vorn. Zarte, schmale und elegante Kerlchen wurden gezeigt und von den Betrachtern mit viel Lob bedacht. Ja, es wurde gar gesagt, dass wir mit unseren Runners führend seien. Ein hohes Lob zwar, dass aber gleichzeitig eine Verpflichtung für die Mitglieder und auch für den Vorstand war. Der Vorstand konnte die Früchte seiner Arbeit bedauerlicher Weise aus gesundheitlichen Gründen aber nicht ernten. So wurde 1969 ein neuer Vorstand gewählt, der ein sehr schweres Erbe antrat. Nun wurde vor allem der Kontakt zu den Zuchtfreunden in der DDR, Holland und England vertieft, bzw. erneuert. Viele Tiere wechselten ihre Besitzer, um weiteren Fortschritt zum Wohl der Rasse und des Clubs auf möglichst breiter Basis zu erreichen. Viel Arbeit wartete auf den Vorstand. Die Satzungen wurden überarbeitet. Besonderen Wert wurde auf die Betreuung der einzelnen Gruppen gelegt.

Wo immer es möglich war, wurden die Schauen, Versammlungen und sonstigen Veranstaltungen des Clubs und der Gruppen von den Herren des Vorstandes besucht. Besonders die Zwerge waren stark im Umbruch, hier galt es mit behutsamer Hand die Züchter auf den richtigen Weg zu führen. Man darf heute getrost sagen, dass dies auf vorbildliche Art und Weise gelungen ist. Nicht zuletzt durch die mit viel Fingerspitzengefühl und natürlich auch Sachkenntnis durchgeführten Bewertungen durch unsere Herrn Sonderrichter. Diese Zeit war für den Club von großer Bedeutung, wurde doch hier durch ungeheuren Züchterfleiß ein völlig neuer Zwergtyp geschaffen. Große Erfolge auf internationalen Schauen bestätigen die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Bei all diesem Schaffen gingen die Jahre ins Land und eh’ man sich versah, stand der Club vor seinem 60-jährigen Jubelfest.

War Bottrop ein gutes Pflaster für diese Schau? Ja, ja und nochmals ja. Denn was keiner glaubte, natürlich insgeheim erhoffte, trat ein. Es wurde die magische Zahl von Tausend gar auf 1026 erhöht. Ein weiterer Beweis für die Lebendigkeit des Clubs und seiner aktiven Züchter. Diese Superschau wurde ein weiterer Meilenstein in der Clubgeschichte und fand überall große Anerkennung. Vor allem wegen der deutlich verbesserten Qualität der Tiere, sowohl bei den Großen, mehr aber noch bei den Zwergen. Auch wurde auf dieser Schau erstmalig die neu geschaffene Meisternadel an verdiente Zuchtfreunde überreicht. Nun galt es, Erreichtes zu festigen oder gar noch im Detail zu verbessern. Ja, und eh’ man sich versah, waren wieder fünf ereignisreiche Jahre vergangen und das Fest des 65-jährigen Bestehens stand vor der Tür. Auch diese Schau sollte wieder in Oberhausen abgehalten werden. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, als auf der Jahreshauptversammlung völlig unerwartet und auch wohl für die meisten überraschend, ein neuer Vorsitzender gewählt wurde. Mit der Wahl des neuen Vorsitzenden kam eine gewisse Unruhe in das an sich sehr harmonische Clubleben. Probleme wegen der anstehenden Schau gab es auch. Diese Schau wurde dann aber doch mit vollem Einsatz des alten und des neuen Vorstandes über die Bühne gebracht.

Dieses in einer sicher nicht von allen erwarteten Form. Die Mitglieder zeigten auf eine sensationelle Art und Weise ihre Bereitschaft, dem Club und seinem neuen Vorstand auch weiterhin ungebrochen die Treue zu halten, brachten sie doch die unglaubliche Zahl von 1243 Englischen Groß- und Zwergkröpfern in die Käfige. Für den scheidenden Vorsitzenden ein fantastischer Abgang, aber auch für den neuen ein hoffnungsvoller Beginn. Die Züchterwelt schaute einmal mehr mit großer Bewunderung auf den Club und zollte den gezeigten Tieren höchstes, ja allerhöchstes Lob. Die Großen mit viel Masse und Klasse, die Zwerge mit begeisternden Figürchen. Besonders aber fiel bei beiden die phantastische Kondition und Vitalität auf. Auch der Schirmherr dieser Schau, unser verehrter Herr Präsident W. Schönefeld, fand viele Worte der Anerkennung und des Lobes, sowohl für den guten Eindruck der Schau, als auch für die geleistete Vorstandsarbeit. In seiner Rede sagte er, der Club habe viel mit dazu beigetragen, das Ansehen der Deutschen Rassegeflügelzucht im In- und Ausland steigen zu lassen. Ein Lob, auf das die Verantwortlichen des Clubs mit recht stolz sein dürfen. Diese Jubiläumsschau war mit Sicherheit ein weiterer unvergessener Höhepunkt in der Geschichte des Clubs. Hier wurde einmal mehr demonstriert, wozu der deutsche Züchterfleiß und –geist in der Lage ist. Es ist dem Verfasser eine besondere Freude, von solch positiven Dingen berichten zu dürfen.

Wie nicht anders zu erwarten, bemühte sich der neue Vorstand nach besten Kräften und mit sehr guten Ideen, dem Club sein hohes Ansehen in der Züchterwelt zu erhalten und noch zu verbessern. Heute darf man ohne Übertreibung sagen, ein voll geglückter Versuch. Ein neues, nach modernen Ansichten geprägtes Clubemblem wurde vorgestellt und fand viel Anerkennung. Noch wichtiger aber war der Gedanke, neben dem heißbegehrten Clubsiegerband noch einen Anreiz zu schaffen, um noch eine bessere Beteiligung an den Hauptclubschauen zu erreichen. Es wurde also beschlossen, einen goldenen, silbernen und bronzenen Kröpfer über einen Zeitraum von fünf Jahren zu vergeben. Gewertet wurden nur jeweils die fünf besten Jungtiere. Eine tolle Idee, wie sich bald zeigen sollte, wurden doch von nun an erheblich mehr Jungtiere ausgestellt. Auch wurde ein sogenannter Züchtertag ins Leben gerufen. Der Grundgedanke war hierbei die Diskussion zwischen den Sonderrichtern und den Mitgliedern, um so evtl. bestehende Unstimmigkeiten aus der Welt zu schaffen. Leider fehlt bis zum heutigen Tage das rechte Interesse. Eigentlich schade!

Unvergessen wird auch die Nationale von Frankfurt bleiben, bekam der Club doch hier den Goldenen Siegerring erstmalig in seiner Geschichte zugesprochen. Ein weiterer Beweis für die Lebendigkeit und Aktivität des Clubs. Ein nicht zu wiederholendes Ereignis innerhalb des Clubs war die Überreichung des Siegerrings anlässlich des Züchterabends an den über nun fast drei Jahrzehnte aktiven und überaus erfolgreichen Züchter Herbert Walter.

Aber es tat sich noch mehr in diesen fünf Jahren. Erste Gespräche zwecks Gründung eines europäischen Engländer Clubs wurden geführt. Zu diesem Thema gab es viele kontroverse Meinungen und Ansichten, wie man später noch erleben sollte. Aber zuvor gibt es noch von einer Neuerung im Clubgeschehen zu berichten. War die Jahreshauptversammlung traditionsgemäß immer im Monat Mai im Westen, so sollte diese nun dem Wunsche der Mitglieder entsprechend, immer anlässlich der Hauptclubschau abgehalten werden. Man erhoffte sich von dieser Maßnahme mehr Attraktivität und Besuch der Jahreshauptversammlung. Ja, lieber Leser, Sie sehen, wie viel Arbeit, Einsatz und auch persönliche Opfer für einen gut funktionierenden, reibungslosen Ablauf notwendig sind, und auch, wie schnell bei so viel Arbeit fünf Jahre vergehen. Damit stand der Club schon wieder an der Schwelle eines für die weitere Zukunft entscheidenden Großereignisses. Anlass war das Fest zum 70-jährigen Bestehen des Clubs. Dieses Jubelfest sollte für alle Beteiligten ein weiteres Erlebnis von besonderer Bedeutung werden. Allein die Meldezahl stellte alles Bisherige in den Schatten. Über 1500 Engländer aus sechs Nationen trafen sich zum Stelldichein in Bayern. Erstmalig waren auch Tiere aus den Ostblockländern dabei. Eines wurde hier deutlich, nämlich, dass unsere Freunde noch viel Arbeit und Geduld haben müssen, um bei einem solchen Vergleich mithalten zu können. Aber auch sonst tat sich viel bei dieser Schau. So stellte der Vorsitzende sein 1977 übernommenes Amt zur Verfügung. Im Vordergrund aber standen die Bemühungen, den geplanten Europaclub zu gründen. Ohne hier näher ins Detail zu gehen, muss man sagen, es war eine außergewöhnlich schwere Geburt. Letztlich konnten sich die Initíatoren doch durchsetzen und der Europaclub wurde 1982 ins Leben gerufen. Nun heißt es abzuwarten, ob die Erwartungen betreffs des Europaclubs erfüllt werden können. Alles in allem aber war auch diese Jubiläumsschau ein Ereignis, dass von allen Beteiligten in sehr angenehmer und bleibender Erinnerung sein wird. Wo auf der Welt sind schon jemals über 1500 Engländer in teils erlesener Qualität zu bewundern? Fürwahr, ein markiges Ereignis im an Höhepunkten nicht armen Clubleben.

Der neue Vorstand übernahm nun ein sehr schweres Erbe und steht nun vor der gewaltigen Aufgabe, eine Jubiläumsschau aus Anlass des 75-jährigen Clubbestehens auszurichten. Keine leichte Aufgabe, verpflichten doch die vorausgegangenen Schauen auch hier etwas ganz Besonderes auf die Beine zu stellen.

Horst Bartels